Hands-on Hybrid Learning (A2, Material)

Inhalt

Nützliche Tipps für den Start mit hybrider Lehre

Beginnen Sie mit hybrider Lehre und brauchen Sie einige Tipps für Ihre Lehrsitzungen? Hier finden Sie eine kurze Beschreibung was hybride Lehre ist, die Vorteile und Herausforderungen bei der Umsetzung und einige Empfehlungen für die Vorbereitung und Durchführung einer hybriden Lehrsitzung.

 

 

Was ist hybride Lehre?

Hybride Lehre wird im aktuellen Sprachgebrauch deutscher Hochschulen teilweise sehr unterschiedlich verwendet.

Die Definition, die wir in diesem Kontext verstehen, ist die zeitgleiche Teilnahme an einer Lehrveranstaltung, wobei ein Teil der Studierenden physisch im Seminarraum anwesend ist und ein anderer Teil der Studierenden online via virtuellen Konferenzsystemen zugeschaltet ist.

An dieser Stelle wird hybride Lehre folgendermaßen eingegrenzt:

  • Präsenz- und Distanzlehre erfolgen zeitlich synchron. Studierende befinden sind physisch in mehreren Räumen (Hörsaal/Seminarraum/Labor, virtueller Raum) und folgen zeitlich synchron der Lehre.
  • Die Integration aller Studierenden in einem interaktiven Lehrablauf (bspw. Gruppenarbeiten, Diskussionen, Problemlösen, Q&A, Quizzes) muss durch aktive Teilnahme gewährleistet sein.
  • Es erfolgt keine zeitlich asynchrone Teilnahme an der Lehre.

Die Umsetzung hybrider Lehre bringt organisatorische (bspw. Stundenplanung) und ressourcen-bezogene Herausforderungen (bspw. Co-Teaching, technische Unterstützung der Lehrenden während der Lehre) mit sich. D.h. gute, didaktisch gehaltvolle hybride Lehre ist ressourcenintensiv in personeller und technischer Hinsicht und darf darüber hinaus nicht zu einer Beliebigkeit und steigenden Unverbindlichkeit der Studierenden im Hinblick auf die Teilnahme am Studienbetrieb führen.

Vorteile durch hybride Lehre

  • Flexibilität – Hybride Lernformen bieten berufstätigen Studierenden den Vorteil, dass sie aktiv am Unterricht teilnehmen und gleichzeitig ihre Zeitpläne mit ihren beruflichen, familiären und studienbezogenen Verpflichtungen effektiv in Einklang bringen können.
  • Intensive Verbindungen zur Gemeinschaft – bessere Arbeitsatmosphäre: Hybrides Lernen fördert ein kollaboratives Umfeld, indem es die Studierenden vor Ort und online miteinander verbindet, das Engagement in der Gemeinschaft stärkt und eine bereichernde und integrative Bildungsatmosphäre schaffen kann.
  • Inklusion und Diversität – die hybride Lehre bietet einer Vielzahl von Studierenden die Möglichkeit, sich in den Lernprozess einzubringen, Barrieren abzubauen und ein integratives Umfeld zu schaffen, das den unterschiedlichen Lernbedürfnissen und Hintergründen gerecht wird.
  • Durch die Anwendung von Technologien im hybriden Setting wird die technologische und mediendidaktische Kompetenz der Studierenden gefördert und dies erhöht die Berufs- und Karrierechancen der Studierenden.
  • Weiterentwicklung und Ausbau von Lehr-Lernformaten, welche zur Förderung qualitätsorientierter und innovativer Lehre beiträgt.
  • Zu Beginn kann dieses Modell organisatorische und verwaltungstechnische Herausforderungen mit sich bringen, aber langfristig kann es eine effizientere Nutzung der Campus-Ressourcen (insbesondere der Seminarräume und Parkplätze) ermöglichen.

Herausforderungen in der hybriden Lehre

  • Hybride Lehre ist didaktisch, organisatorisch und technisch für alle Beteiligten (Lehrende, Studierende, Organisation) herausfordernd bis teilweise belastend.
  • Herausforderung geteilte Aufmerksamkeit und Classroom Management: Die Herstellung eines gemeinsamen Lehr-Lernraums zwischen Online-Teilnehmenden und Personen vor Ort ist sowohl für Lehrende als auch für Studierende herausfordernd. Hierbei spielt auch die fehlende soziale Präsenz der Online-Teilnehmenden eine nicht zu unterschätzende wichtige Rolle.
  • Herstellung von Chancengleichheit: Gleichwertige Lernerfahrung und Aufmerksamkeit für Studierende vor Ort und zugeschaltete Studierende zu bieten ist schwierig (oftmals fühlen sich die Studierenden im virtuellen Raum benachteiligt, sowohl hinsichtlich der Betreuung und Aktivierung als auch aufgrund technischer Probleme). Andererseits fühlen sich die Studierenden vor Ort vernachlässigt, wenn es nur um die technischen Probleme der virtuell zugeschalteten Studierenden geht.
  • Didaktische Konzepte für Studierende Online und für Studierende in Präsenz zu vereinen ist neu und herausfordernd, vor allem, da dafür kaum Erfahrungswerte existieren. Es scheint, dass die hybride Lehre „Abstriche“ in der Didaktik für Studierende vor Ort erfordert, aber auch für jene Online – ein wirkliches Erfolgskonzept scheint damit nicht möglich.
  • Infrastruktur/Technik und Räume: Räume sind häufig unterschiedlich oder unzureichend ausgestattet, die Technik vor Ort und bei Studierenden, die online zugeschaltet sind, funktioniert nicht immer wie geplant (sämtliche technische Herausforderungen wie Audioqualität, Bild, Verbindungsqualität etc.).
  • Unterschiedliche technische Voraussetzungen seitens der Studierenden können zu Unterbrechungen und Nicht-Teilnahme an der Lehrveranstaltung führen.

Die Umsetzung hybrider Lehre setzt spezifische Bedingungen für die Gestaltung der Lehre voraus. Damit steigt der Aufwand für die Lehrvorbereitung, -durchführung und -nachbereitung wesentlich, da didaktische Konzepte für beide Gruppen (online und präsent) zu erarbeiten sind. Inputorientierte Lehrveranstaltungen eignen sich besonders gut für hybride Lehr-Settings, da diese einen geringeren Betreuungsbedarf der Online-Teilnehmenden erfordert.

Zentral für die Umsetzung qualitativ guter hybrider Lehre ist die funktionale Lernraumgestaltung, wobei diese Anforderung nicht nur in Bezug auf hybride Lehre zu betrachten ist. Der Campus muss attraktiv gestaltet sein, adäquate funktionale Lernorte, Kommunikationsbereiche und Recherchezonen in ansprechendem Umfeld bereitstellen, um soziale Interaktion und projektorientiertes Lernen und Arbeiten in Gruppen zu fördern.

Vorbereitungen für eine Hybridsitzung

  • Planen Sie Zeit für die Vorbereitung, den Austausch mit den Teilnehmenden vor Ort und online sowie die Beantwortung von Fragen ein und legen Sie Wert auf offene Diskussionen in der Klasse, Zusammenarbeit und dynamische Aufgaben, um beide Gruppen bei der Stange zu halten. Hier eine Vorlage K. Kelly: HyFlex Course Design – Example 50-Min & 75-Min Class Sessions – Google Doc:
  • Bestimmen Sie eine zentrale Plattform, z.B. Ihren Moodle Kurs für alle Kursinhalte, Anweisungen und Materialien, um die Kommunikation zu optimieren.
  • Teilen Sie die die Pläne für die Hybridsitzung im Voraus mit, um die Erwartungen festzulegen und die Vorbereitung der Studierenden zu fördern. Aber erlauben Sie Spontaneität innerhalb der geplanten Agenda, um Flexibilität und Anpassungsfähigkeit in den Unterrichtsgesprächen zu fördern.
  • Einarbeitung in die Technologie:
    • Machen Sie sich vor Beginn des Kurses mit der Technologie im Lehrveranstaltungsraum vertraut.
    • Testen Sie die einwandfreie Funktion von Projektoren, Mikrofonen, Kameras und Konnektivität sowohl für die Teilnehmenden vor Ort als auch für die Online-Teilnehmenden.
  • Erstellen Sie eine Netiquette für hybride Einstellungen. Zu den Netiquetten können gehören:
    • Richtlinien für die Technologie: wann Mikrofon und Kamera benutzt werden sollen,
    • Richtlinien für Diskussionen: wann und wie man sich beteiligen soll – Chat für alle, Diskussionszeiträume, um Teilnehmende vor Ort und online einzubeziehen.
    • Rolle einer Person zur Überwachung von Chat-Fragen.

Zu Beginn der Hybridsitzung/ Organisatorische Hinweise

  • Lassen Sie jeden Studierenden sich bei einem Videoanruf anmelden, damit auch die Studierenden vor Ort im Videoanrufsystem (z.B. Teams) erreichbar sind. Auf diese Weise können Fern- und Präsenzstudierende in kleinen Gruppen zusammenarbeiten.
  • Es ist empfehlenswert, dass die Studierenden vor Ort Headsets für die Gruppen- oder Paarkommunikation verwenden, um unerwünschte Geräusche im Audio-Hintergrund zu vermeiden.
  • Verwenden Sie den Microsoft Teams-Chat für die Echtzeit-Zusammenarbeit und -Kommunikation für die Studierenden vor Ort und online.
  • Achten Sie auf das Sprechen und die Aussprache. Für die Online-Studierenden kann es schwierig sein, das zu verstehen, was die Teilnehmenden vor Ort und der*die Lehrende im Lehrveranstaltungsraum sagen. Oft ist es notwendig, das, was Präsenz- oder Onlinestudierende gesagt haben, umzuformulieren, damit es für alle verständlich ist.

Durchführung einer Hybridsitzung

  • Es ist empfehlenswert, die Studierenden zu bitten, die Gruppe zu unterstützen. Weisen Sie den Studierenden rotierende Rollen mit klaren Erwartungen zu, wie z. B. die Überwachung des Chats, die Einrichtung von Gruppenräumen oder die Kontrolle/Bewegung von Kameras.  Dieser Ansatz fördert die Unterstützung der Klasse, verteilt die Verantwortung und verbessert die Integration in hybriden Umgebungen.
  • Ziehen Sie in Erwägung, Präsenz- und Fernstudierende als Buddies zusammenzubringen, um eine ständige Verbindung über Kameras und Chat zu fördern.
  • Achten Sie darauf, die Studierenden nicht für längere Zeit unbeaufsichtigt zu lassen, und steuern Sie die Aufmerksamkeit zwischen beiden Gruppen durch offene Diskussionen, Zusammenarbeit und dynamische Aufgaben.
  • Die Aufteilung der Aufmerksamkeit zwischen Präsenz- und Fernstudierenden hilft, die Konzentration und Zufriedenheit in beiden Gruppen aufrechtzuerhalten.
  • Stellen Sie alle notwendigen Materialien für synchrone Sitzungen und für das Lernen nach der Sitzung zur Verfügung.

Förderung der Interaktion zwischen Studierenden

Um die aktive Teilnahme und eine gute Zusammenarbeit zwischen Studierenden in Präsenz und Online-Settings zu fördern, finden Sie hier einige Tipps:

  • Bitten Sie die Studierenden, sich zu Beginn der Sitzung vorzustellen, damit diejenigen, die aus der Ferne an der Sitzung teilnehmen, von Anfang an in die Diskussion einbezogen werden. Icebreaker sind ein guter Einstieg, unabhängig davon, ob sich die Teilnehmer*innen im selben Raum oder auf demselben Bildschirm befinden oder nicht.
  • Ermutigen Sie zu Fragen. Wenn möglich, kann der/die Lehrende oder Tutor*in die aktive Beteiligung fördern, indem er/sie regelmäßig Fragen stellt und einen Teilnehmenden zum Sprechen auffordert. Laden Sie entfernte Studierende direkt ein, damit sie sich nicht von der Gruppe entfremdet fühlen.
  • Teilen Sie die Studierenden in kleine Gruppen ein. Fördern Sie die Gemeinschaft durch Aktivitäten, die alle Teilnehmenden einbeziehen und die Präsenz- und Fernstudierenden miteinander verbinden.
  • Die gemeinsame Ausarbeitung der Dokumente bietet Präsenz- und Fernstudierenden eine schnelle Möglichkeit, sich auszudrücken und gemeinsam zu arbeiten.
  • Umfragen sind eine gute Möglichkeit, um zu sehen, was die Studierenden tun, und um sie zu motivieren, denn die Antworten in einer Umfrage können die Richtung oder die Atmosphäre der Sitzung verändern.
  • Wenn Studierende sich weigern, in der Klasse miteinander zu sprechen, kann alternativ ein Chat oder eine Textnachricht als Kommunikationsmittel eingesetzt werden, damit sie sich wohler fühlen.
  • Es gibt verschiedene Aktivitäten, die für die Online-Beteiligung eingesetzt werden können, z. B. MS Forms und Moodle.
  • Überlegen Sie sich inhaltlich gewisse Aktivitäten, durch die die Anwendung verschiedener didaktischer Methoden im Unterricht sinnvoll umgesetzt werden kann.

Quellen

  • Beatty, B. (2014). Hybrid courses with flexible participation: The HyFlex course design. In Practical applications and experiences in K-20 blended learning environments (pp. 153-177). IGI global.
  • Busse, B./Kleiber, I./Haack, N./Eikhoff, F./Kusserow, M. (2021): Handreichung: Hybrides Lehren und Lernen im Wintersemester 2021/2022. Universität zu Köln.
  • Kohnke, L., & Moorhouse, B. L. (2021). Adopting HyFlex in higher education in response to COVID-19: students’ perspectives. Open Learning: The Journal of Open, Distance and e-Learning, 36(3), 231-244.
  • Raes, A./Detienne, L./Windey, I./Depaepe, F. (2020): A systematic literature review on synchronous hybrid learning: gaps identified. Learning Environments Research 23, 269-290.
  • Rami, U./Wetzelhütter, D./Martin, S./Jadin, T. (2021): Synchrone hybride Lehre – ein Digitalisierungsschub mit Potential? In: FNMA Magazin 3/21.
  • Reinmann, G. (2021): Hybride Lehre – ein Begriff und seine Zukunft für Forschung und Praxis. In: Impact free. https://gabi-reinmann.de/wp-content/uploads/2021/02/Impact_Free_35.pdf